Geschichtsstunde 1977 - 2002

Vor dem Jahre 1977 gehörte die Fasnachtszeit der Musikgesellschaft. Mit Traktor und Wagen zog man durchs Dorf und erfreute die Leute mit Buuremusig - Melodien.
Man verkleidete sich mit alten Kleidern und blauen Blusen. Die Nase rot geschminkt oder aufgesetzt, markante Hornbrillen sowie schwarze Zipfelmützen, das Gesicht mit Schnauz und Bart verklebt. Dies waren die Markenzeichen der damaligen Verkleidung.
Die Musikanten wurden mit Getränken, Fasnachtschüechli und beim Kässelen mit einem "Zustupf" für die Vereinskasse belohnt.

Auch der traditionelle Musig - Maskenball im Traubensaal ist der älteren Generation sicher noch immer in bester Erinnerung. Neue Vorschriften und der Aufwand hinderten daran, dass diese Tradition fortgesetzt wurde. Trotzdem wollte man die Fasnachtstradition in der Gemeinde aufrecht erhalten.
Per Flugblatt hielt man Ausschau nach interessierten Leuten, zur Gründung einer Guggenmusik. 29 Gründer hoben die Wynauer Storcheguuuger im Jahre 1977 aus der Taufe.

„Warum der Name Storcheguuuger?“, werden sich aussenstehende Gäste fragen. Wer die Geschichte von Wynau kennt, weiss, dass man bereits zu früheren Zeiten die Wynauer als Störche bezeichnete und die Roggwiler als Frösche. Tatsächlich hatten sich in Wynau auch ganze Storchenfamilien angesiedelt. Da beinahe jede zweite Guggenmusik sich als Guuger bezeichnete und mit 2 u schrieb, wollten die Wynauer ihrem Namen eine spezielle Note geben und es wurde beschlossen Storcheguuuger mit 3 u zu schreiben.

Alte Musikinstrumente wurden bei der Musikgesellschaft Wynau erworben oder bei andern Quellen beschafft. Man begnügte sich beim Schlagwerk mit Cinellen, Trommeln und Pauken und kannte die heutigen fahrbaren Schlagzeug-Küchen noch nicht. Es ging fleissig ans Proben und Basteln, wozu man geeignete Räumlichkeiten im Keller und im Estrich des Gasthofes Löwen Obermurgenthal fand oder sich in privaten Räumen einrichtete.

Kurz nachdem die ersten Wynauer - Guggen Melodien einstudiert und auch Vortragsreif waren, eiferte man den ersten Auftritten entgegen. Vielmals kurzfristig nach Samstag-Proben zog man sich noch das Kostüm an und besuchte Maskenbälle und Fasnachtsveranstaltungen in der näheren Umgebung. Es ist heute kaum denkbar, dass man unangemeldet bei einem Maskenball auftreten könnte.

Die bekannte Langenthaler Fasnacht mit dem beliebten Gönnerabend war damals ebenfalls ein Mitwirkungswunsch. Dank Beziehungen zum Tambourenverein Langenthal, konnte ein gemeinsamer Auftritt am Gönnerabend auf die Beine gestellt werden. Mit der damals bekannten Melodie „Brötli händ si kei gha“ zogen die Tambouren mit uns Wynauer Guuugen von Gönnerabendlokal zu Gönnerabendlokal.

Nun wurde es langsam publik, Wynau hat auch eine eigene Guggenmusik, die sich hören lässt. Anfragen für Umzüge, Auftritte im In- und Ausland, sowie Darbietungen an Vereins-, Familien- und Firmenanlässen  vermehrten sich und liessen den Storcheguuuger auch ausserhalb der Fasnachtsaison keine Verschnaufpause.

Die Storcheguuuger Wynau haben ihren Stammplatz im Vereins- und Veranstaltungskalender von Wynau gefunden. Dank grossen Bemühungen, wie z.B. dem Wynauer - Umzug am Fasnachtssamstag oder der Unterstützung bei verschiedenen Veranstaltungen im Dorf, erfreuen sich die Storcheguuuger  einer immer grösseren Beliebtheit im Dorf. Das ehrt uns und gibt uns Motivation für die Zukunft. Die Storcheguuuger sind auch immer wieder auf die Hilfe von andern Vereinen angewiesen, wir bedanken uns an dieser Stelle speziell bei der Musikgesellschaft Wynau und den Pontonieren von Murgenthal und Wynau.

Auch an der Schweizermeisterschaft der Guggenmusiken im Tivoli von Spreitenbach waren die Storcheguuuger Wynau bereits mehrmals vertreten. Die Wynauer Störche brachten es Jahr für Jahr fertig, mit dem schnell steigenden Niveau der Guggenmusiken, sei es musikalisch oder optisch (sprich Maske und Kostüme), Schritt zu halten. Der Aufwand dazu wird immer grösser und das Intensiv-Probewochenende hat seinen festen Platz im Terminkalender der Wynauer Störche.

Per Car fahren die Storcheguuuger über die Fasnachtssaison nach einem festen Auftrittsplan von Konzert zu Konzert und erfreuen an Maskenbällen, Umzügen etc. die Zuhörer mit ihren Melodien. Über die Fasnachtszeit sind die Storcheguuuger 4 – 5 Wochenenden hintereinander voll ausgelastet und sehen ihre Schlafzimmer nur für kurze Zeit.
Der ebenfalls traditionelle, jährliche Katerbummel  nach der Fasnacht hat also seine volle Berechtigung. Bei diesem Katerbummel werden Gedanken über die vergangene Saison ausgetauscht und bereits über die kommende Fasnacht diskutiert. Fantasien über neue Melodien und Kostüme werden wach und kennen keine Grenzen.

Im Jahre 1999 konnten die Storcheguuuger ihre eigene Fahne einweihen. Als Fahnengotte und Götti amtierten Urs und Vreni Vogt aus Obergerlafingen.

Sprechen wir auch noch etwas über die Finanzen. Während im Gründungsjahr der Aktivmitgliederbeitrag Fr. 25.—betrug, muss heute jedes Aktivmitglied Fr. 280.—Jahresbeitrag leisten. Sie haben richtig gehört, Fr. 280.—pro Mitglied. Die Storcheguuuger - Kasse lebt vor allem von Auftrittsgeldern, Einnahmen vom Kässelen, vom jährlichen Maskenball und Sponsoren.

Frühere Auftritte in Wohlen / Rheineck / Fiesch / Brig sind den älteren Storcheguuuger sicher noch in bester Erinnerung und alte Episoden werden wach. Betrachten wir die wichtigsten Auftritte in den letzten Jahren: Jährliche Mitwirkung an der Roggwiler Fasnacht, der Langenthaler Fasnacht und der Huttwiler Fasnacht; 1998 Auftritt beim Guggenmusikfest in Eischoll/VS; 1999 zu Besuch bei den Notefäger Andermatt; 2000 Sion (Carneval de Sion); 2001 Schalmeien Jubiläum Aulendorf; 2001 Deutschland Flörsheim-Dalsheim; 2002 Deutschland Flörsheim-Dalsheim.

 

aufgeschrieben von German Heiniger, anlässlich der Jubi Party von 2002